Heuschrecken  

Ein böses Wort, gerade in Verbindung zur aktuellen Debatte von Franz Müntefering. Obwohl ich es hasse alles gleichermaßen über einen Kamm zu scheren, muss man diesem Thema doch Beachtung schenken. Ich will aber jetzt nicht über die großen Heuschrecken sprechen, davon habe ich erstens keine Ahnung, und zweitens kümmern sich darum die Tageszeitungen. Aber selbst in einem kleinem Städtchen wie Regen und Zwiesel waren sie. Und der Schaden war dafür umso größer. Aber nun zu einer wahren Geschichte.

Es war einmal in einem kleinen Städtchen eine große Firma Namens Rodenstock. Die Firma gibt es immer noch, aber jetzt ist sie nimmer groß und gehören tut sie mittlerweile einer Investmentfirma. Den Firmengründern sagte man zwar nach Ecken und Kanten gehabt zu haben, aber auch Herz und Verstand. Die Firma wuchs und gedeihte, und hatte soviel ich weis irgendwann mal um die 2400 Mitarbeiter alleine in Regen. Deutschlandweit um die 5000 ( Unternehmer Rodenstock ) Ein alter Mann sagte mal: Mit dem Wirtschaftswunder kamen auch die Wirtschaftswunderdepperl*. Als er in den 90iger seinen Firmenumbau voran trieb, besiegelte er auch das Ende der Ära Rodenstock. Man muss leider noch dazusagen dass die Firma Rodenstock zu keiner Zeit echte Verluste in Regen schrieb. Ganz im Gegenteil. Aber wenn man in Regen 20 Mio Gewinn schrieb  hätten es in Tschechien oder einem anderen Land evtl. 50 oder mehr Mio's sein können. Aber bei Brillen ist es halt wie bei Autos. Henry Ford sagte es:  Autos kaufen keine Autos, Menschen kaufen Autos. Sollte es bei Brillen anders sein ????  Nun, es kam wie es kommen musste. Herr Randolf Rodenstock war extrem Erfolgreich. Alleine im Werk Regen vernichtete er 2000 Arbeitsplätze. Deutschlandweit ein vielfaches. Das nennt man dann Globalisierung. Da eine solche Umstrukturierung viel Geld kostet wurde aus einem Privatunternehmer ein Aktionär. Und je erfolgreicher die Firma wurde, umso kleiner wurde der Eigenanteil der Familie Rodenstock, die mittlerweile in der Firma nix mehr zu sagen hat. Hier hat nun ein Schweizer Investor das Sagen.

Nun stellt man sich doch die Frage, war der Randolf Rodenstock wirklich erfolgreich. Geblieben ist wohl nur noch ein glitzernder Name ohne Bedeutung. Teure Brillen die in Billiglohnländer produziert werden. Eine Statue vom Firmengründer Josef Rodenstock der eigentlich ganz traurige Augen hat. Ob der Randolf Rodenstock wirklich Glücklich über das Ergebnis seiner Globalisierung ist, kann man nur Spekulieren. Den Menschen in der Region wird er bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben, wie, soll jeder selber entscheiden:

Nicht jede Passage gibt die Meinung des Verfassers wieder . Keiner meiner Familie war jemals in dieser Firma beschäftigt oder auch geschäftlich mit dieser Firma verbunden. Ich pflege auch keine persönliche Abneigungen oder Gräuel gegen die Familie oder Firma Rodenstock. Diese Zeilen spiegeln eher die Meinung der betroffenen Bürger wieder, die Jahrzehnte stolz waren bei Rodenstock zu arbeiten. Man darf nicht vergessen dass Rodenstock und Schott Zwiesel Jahre lang die größten und wichtigsten Arbeitgeber der ganzen Region waren.

Ich denke auch dass der Ausdruck Wirtschaftswunderdepperl nicht auf Einzelpersonen sondern auf eine neue Qualität von Führungskräften zielt, die Menschen nicht mehr unter Maier und Huber sondern unter Personalnummer 7710 oder 1904033 führen.